Heute schreibe ich ausnahmsweise einmal einen Blogpost auf Deutsch. Der Grund dafür ist, dass ich gestern ein YouTube-Video gesehen habe, in dem eine Person, die aus Deutschland ausgewandert ist, erzählt, wie sie zur kanadischen Staatsbürgerin wurde. Während ich das Video anschaute, erinnerte ich mich an meine Entscheidung, kanadischer Staatsbürger zu werden.
Aber bevor ich darauf eingehe, ein paar Worte zu meiner Auswanderungsgeschichte. Ende der Achtzigerjahre bin ich, um der Liebe willen, von Österreich nach Kanada ausgewandert. Die ersten Monate verbrachte ich mit dem Erlernen der englischen Sprache. Da ich in der Schule nie wirklich aufgepasst hatte und fest davon überzeugt war, dass ich Englisch nie brauchen würde, musste ich im Frühjahr 1988 praktisch bei null anfangen. Doch schon im Herbst waren meine Englischkenntnisse ausreichend, um meine erste Arbeitsstelle als Musiklehrer anzutreten. Zunächst bekam ich nur 20 Stunden pro Woche, im darauffolgenden Jahr dann eine Vollzeitstelle.
Zur Aufbesserung meines Einkommens spielte ich abends Klavier in einem Nobelrestaurant – und ich liebte mein Leben in Kanada. Wir waren gesund, hatten Einkommen, eine Wohnung und einen wachsenden Freundeskreis.
Der erste Besuch in Österreich nach der Auswanderung
Drei Jahre später besuchten wir zum ersten Mal meine Heimat, und heute, 35 Jahre später erinnere ich mich immer noch an die Verwandten und Bekannten, die uns am Flughafen begrüßten. Alle drei Jahre kehrten wir nach Österreich zurück, und jedes Mal wurde die Schar derjenigen, die uns begrüßten, kleiner. Als wir schließlich zum Begräbnis meiner Mutter heimflogen, war niemand mehr da, der uns am Flughafen empfangen konnte. Mein Vater war bereits verstorben, und die Verwandten waren alt und gebrechlich geworden. So mieteten wir ein Auto und fuhren ins Burgenland.
Ich habe meine Urlaube immer so geplant, dass ich während des Aufenthalts auch meinen Reisepass verlängern konnte. So auch 2005. Ich werde diesen Tag nie vergessen. Ich fuhr nach Oberpullendorf, zur Bezirkshauptmannschaft, wo ich normalerweise meinen Reisepass verlängerte. Doch dieses Mal war die Schlange lang, und die Tür war geschlossen. Vor mir standen etwa 15 Leute, hinter mir noch mehr welche auch warteten. Doch nach zwei Stunden wurde mir das zu lang. Ich klopfte an die Tür und fragte, wann das Amt öffnen würde. Die Antwort war sehr unfreundlich, und die Beamtin erklärte mir, dass ich mich im dritten Stock bei der zuständigen Stelle beschweren könne. Das tat ich dann auch. Der Beamte dort zeigte wenig Verständnis für meine Frage, und kurz gesagt, ich verließ das Gebäude, ohne meinen Antrag auf einen neuen Reisepass einzureichen.
Die Veränderung in meinem Denken
Während ich wartete, bemerkte ich, dass sich einige der anderen Wartenden über mein Verhalten beschwerten. In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr sich mein Denken in den 17 Jahren, die ich damals schon in Kanada lebte, verändert hatte. Ich hatte immer weniger Gemeinsamkeiten mit den Menschen hier, die noch nie außerhalb des Landes gelebt hatten. In Kanada hatte ich ein völlig anderes Leben geführt, und es wurde mir bewusst, dass dieser Reisepass der letzte für mich als Österreicher sein würde.
Kanada als Zuhause
Wie schnell doch 10 Jahre vergehen! Vor ein paar Tagen erhielt ich bereits den zweiten kanadischen Pass, und als ich sah, dass dieser bis 2035 gültig ist, dachte ich daran wie alles angefangen hat.
Die Entscheidung, nach Kanada auszuwandern, war riskant, und viele warnten mich davor. Mein damaliger Musiklehrer und Mentor meinte, dass die Liebe nur ein oder zwei Jahre dauern würde und fragte: Was dann? Die Entscheidung auszuwandern war die richtige. Ich habe hier ein erfolgreiches und gutes Leben geführt: eine wundervolle Frau an meiner Seite, eine tolle Wohnung, einen modernen Mercedes, viele Urlaube auf Hawaii und in letzter Zeit etliche längere Aufenthalte in Mostar (Bosnien-Herzegovina) – eine Stadt, die uns mit jedem Besuch immer mehr ans Herz wächst.
Reflexion und Fazit
Die Welt durchlebt derzeit große Veränderungen, und auch hier in Kanada spüren wir die Auswirkungen. Doch wenn ich die deutschen Nachrichten anschaue, bin ich froh, hier zu sein. Ein Arbeitskollege erzählte mir, dass er nach einem vierwöchigen Heimaturlaub zurückkehrte und beim Anflug in Vancouver dreimal Gott dankte, wieder in Kanada zu sein. Dieses Gefühl kenne ich gut. Die Freiheit und Lebensqualität, die man hier genießt, sind unbezahlbar.
Ich verstehe eure Neugierde und Fragen zur Auswanderung nach Kanada, denn ich war damals selbst in derselben Situation. Viele träumen davon, ein neues Leben in Kanada zu beginnen, und die Unsicherheit darüber, wie der Prozess genau funktioniert, ist vollkommen normal. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht die Expertise oder Erfahrung habe, um euch bei der konkreten Beantragung der kanadischen Staatsbürgerschaft oder dem gesamten Einwanderungsprozess zu unterstützen. Es gibt viele offizielle Stellen und Fachleute, die sich mit diesem Thema auskennen und euch mit präzisen Informationen weiterhelfen können. Wenn ihr Informationen sucht, empfehle ich euch, die offiziellen Kanadischen Einwanderungsseiten zu besuchen oder einen Anwalt zu Rate zu ziehen, der auf Einwanderungsrecht spezialisiert ist.
Ich wünsche euch viel Erfolg auf eurem eigenen Weg!